Toledo – historische Perle im Herzen Spaniens

Innerhalb von vier Stunden von Bremen nach Madrid – (c) DOATRIP.de

Normalerweise sind wir immer super durchgeplant, was unsere Urlaub anbelangt. Meist stellen wir uns bereits im Herbst des Vorjahres auf eine Zielregion oder -Stadt ein. Dann beginnen wir mit dem normalen Suchen nach Unterkünften und Hotels. Dieses Jahr jedoch wollten wir einmal etwas anderes ausprobieren. Natürlich konnte ich es nicht vermeiden, mir trotzdem Gedanken darüber zu machen, wo es denn so hingehen könnte.
Als bekennende Freunde der Historie und des Mittelalters sprach ich mit einigen Bekannten und Kollegen. Einer meiner Kollegen (selbst spanischer Herkunft), verwies mich immer wieder auf Spanien. Eigentlich dachte ich eher an die typischen französischen, deutschen oder österreichichen Burgen und mittelalterlichen Überbleibsel, die von mir entdeckt werden wollten. Doch er ließ nicht ab – wieder und wieder erzählte er mir von spanischen Städten, vor denen deutsche Sehenswürdigkeiten einen Knicks machen müssten.
Ein wenig Neugierig war ich schon, wenn gleich ich mit Spanien eher die typischen Urlaubszentren verband als historische Schätze. Doch ich sollte schnell eines besseren belehrt werden. Nach einigen Gesprächen, beschloss ich dann mit meiner Frau nach Spanien zu reisen, genauer nach Toledo. Man muss dazu sagen, dass die Gespräche und die Entscheidung im Mai stattfanden und wir Termin bedingt Anfang Juni als Urlaubszeitraum definiert hatten.

 

Nur Fliegen ist schöner

Also bemühte ich das Internet und landete ziemlich schnell bei ein paar lastminute Websites. Einige Klicks und ein paar Tage später saßen wir dann auch schon im Flieger: Bremen – München und München – Madrid. Die Anbindung könnte kaum besser sein und es kostete uns schlappe 4 Stunden, ehe wir in Madrid aussteigen durften. Von Madrid aus ging es dann mit einem Mietwagen innerhalb von etwa 1 bis 1,5 Stunden nach Toledo.

Bereits der Weg über die Autobahn war ein Genuss, denn während Madrid in einem flachen Tal liegt, schmiegen sich als bald wundersame und schöne Hügelketten an, um die sich die Autobahn herumschlängelt. Toledo war bereits am Horizont zu erkennen. Die Silhouette der Stadt machte schon einiges her. Wenn gleich ich bisher noch etwas skeptisch war, ob die Stadt den Beschreibungen meines Kollegen gerecht werden konnte, musste ich zugeben, dass ich nun schon ein wenig beeindruckt war. Leider kamen wir am Abend an, so dass ich das Gefühl des Stadt-Erkundens noch ein wenig hinauszögern musste. Im Hotelzimmer lag allerdings eine schöne Broschüre mit Daten und Informationen zu Toledo und dessen Geschichte aus.

 

Die Geschichte von Toledo

Blick über Toledo – (c) DOATRIP.de

Toledo mit seinen 84.000 Einwohnern blickt auf eine Geschichte, die über 2200 Jahre in die Vergangenheit reicht. In der Antike befanden sich hier einige Burgen der Keltiberer. Später wurde die kleine gewachsene Siedlung vom römischen Feldherrn M. Fulvius Nobilior unterworfen und als Toletum getauft. Ab etwa dem 5. Jahrhundert n. Chr. eroberten die Westgoten die Stadt und machten sie direkt zur Hauptstadt. Bis ins 8. Jahrhundert erfuhr Toletum eine Blüte, ehe es von den Mauren erobert wurde. Witzigerweise erfuhr es dann eine erneute Blüte – und so blühte Toletum vor sich hin und wuchs und gedieh. Ab dem 11. Jahrhundert wurde sie dann zu einem der wichtigsten Meilensteine der Reconquista unter Alfons VI.
Doch genug Geschichte, denn anstatt mich müde zu lesen, war ich nun noch gespannter auf diese historische Perle.

 

Von der Puerta de Bisagra bis zur Santa Igelsia

Am nächsten morgen ging es direkt los und bei schlappen 37°C verließen wir das Hotel. Die tolle Lage des Hotels ermöglichte uns einen Katzensprung in die Altstadt. Umgeben von schweren Mauern und Wehranlagen, thront auf einem Hügel eine ganze mittelalterliche Stadt, samt Kathedrale, Burg, weiterer Kathedrale, Kloster und vielem mehr. Unser Weg führte uns durch die Puerta de Bisagra, zwei mächtige benachbarte Stadttore, die einst den Feind vom Felde abhalten sollten. Über die Calle Real de Arrabal beginnt ein atemberaubender Aufstieg in die Altstadt, vorbei an Gebäuden und Häusern, denen man nachsagen möchte, dass Caesar höchst selbst sie schon gesehen hat und dennoch sind sie heute alles andere als verfallen, sondern restauriert und in Stand gesetzt und erfreuen sich einem wohnlichen Zustand. Kurz darauf folgt ein toller Platz, der Plaza de Zocodover und wie man mir später sagte, ein alter Militärparadeplatz. Denn kurz darauf folgte die von weit her sichtbare Alcazar de Toledo, heute Bücherei und damals Wehrburg und Festung. Von der Bücherei und dem noch höher gelegenen Cafe bietet sich ein Blick über ein mittelalterliches Toledo, der seinesgleichen sucht.
In den nächsten Tagen besichtigten wir die alte Puente de Alcantara Brücke, die Überreste des römische Aquädukts, die Santa Iglesia Kathedrale, das Museum Tesoro, den Campus de Toledo und zahlreiche weitere Sehenswürdigkeiten und tauchten irgendwie wirklich im Mittelalter ab. Zuträglich waren wohl auch die Schwert- und Rüstungsshops, die es an gefühlt jeder Ecke gab. Toledo war im auslaufenden Mittelalter weltbekannt für seinen Toledo-Stahl aus dem allerlei Waffen gemacht wurden und so verwundert es auch nicht, dass man ständig über Herr der Ringe und Game of Thrones stolpert, deren Merchandise etwa 60% der Shops ausmachen. Doch um ehrlich zu sein – die engen Gassen, die heute noch in eben jener Verwinkelung existieren, wie sie vor Hunderten von Jahren geschaffen wurden und die auf Dachhöhe hängen lange und feinen Tücher, die Schatten spenden sollen, erinnern nur zu gut an Szenen, die man aus Film und Fernsehen kennt.

 

Don Quijote und Sancho Pansa

Don Quijote Wanderweg am Tajo Fluss – (c) DOATRIP.de

Wenn gleich ich nun auch schon eine ganze Menge geschrieben habe und eher zum Abschluss meines kleinen Berichts kommen möchte, muss ich doch noch auf eine Wichtigkeit hinweisen.  Der Ritter Don Quijote und sein Knappe Sancho Pansa – viele mögen diese beiden Gestalten aus ihren Kinderbüchern kennen, so wie ich. Und so wurde ich doch recht schnell auf Statuen und Denkmäler eben dieser Figuren aufmerksam. Zwar spielten die um 1600. geschriebenen Geschichten nicht explizit in Toledo, doch dient die Stadt dem Ritter doch als Ausgangspunkt. Und so findet sich ein wunderschöner Wanderweg im Südosten der Altstadt, zwischen Stadtmauer und dem im Tal fließenden Tajo-Fluss, der in seiner landschaftlichen Schönheit mehr als einen Spaziergang wert ist.

 

Das Conclusio von mir und meiner Frau ist ziemlich eindeutig – wer in Spanien mehr erleben will, als einfachen 0-8/15 Urlaub und historisch interessiert ist, dem sei ans Herz gelegt, einen Abstecher nach Madrid und dem nahe gelegenen Toledo zu machen.
Für mich ist eins klar, ich komme sicher wieder – wobei mein Kollege mich schon auf eine andere Stadt, ganz in der Nähe „heiß“ gemacht hat: Segovia. 🙂

2 thoughts on “Toledo – historische Perle im Herzen Spaniens

  1. Danke für den tollen Tipp. Habe vorher noch nie was von Toledo gehört und dann habe ich das im Rahmen meiner Rundreise mal angefahren. Ausgehend von meiner Heimat Bayreuth verbrachte ich die erste Nacht im Hotel Schenna, dann in Nantes, Frankreich und dann in Toledo…Super Erfahrung und danke für den Tipp…
    Beste Grüße, Steffen

  2. Danke für das tolle Reisebericht. Hatte schon mal von Toledo gehört. Hoffe, dass wir irgendwann mal wieder in die Normalität kommen (Pandemie Corona) und wieder verreisen und schöne Flecken in dieser Erde genießen können.
    Liebe Grüße.
    Temel

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