Der Trierer Dom: 1700 Jahre Glaubens- und Baugeschichte
Nach der Überlieferung des Reimser Mönchs Altman von Hautvillers hat die Kaisermutter Helena einen Teil ihres Hauses zur Bischofskirche gemacht und dem Heiligen Petrus geweiht. Erzählungen nach hat Bischof Agritius das „Haus der Helena“ zur Kirche umbauen lassen.Die archäologischen Forschungen zeigen, dass der Dom tatsächlich auf den Resten eines Wohnhauses errichtet wurde, von dem eine ungefähr 70 Quadratmeter große Zimmerdecke in Bruchstücken erhalten ist. Sie wurde zusammengesetzt und ist heute im Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseum als Zeugnis spätromanischer Malerei zu sehen.
Ausgangsstätte des Christentums nördlich der Alpen: Die erste Kirche der christlichen Gemeinde
In Trier gibt es eine christliche Gemeinde seit ungefähr 270 nach Christus. Mit den ersten Bischöfen Eucharius, Valerius und Maternus. Der Versammlungsort der ersten Gemeinde wird wohl eine Hauskirche innerhalb der Stadtmauern gewesen sein. Das Toleranzedikt des Jahres 311 und die Vereinbarungen des Kaisers Konstantin und Licinius in Mailand im Jahr 313 gewährte den bislang verfolgten Christen Religionsfreiheit. Unter Bischof Agritius, der 314 erstmals erwähnt wird wurde über einem Wohnhaus in den Jahren 310 bis 320 eine erste große Basilika errichtet. Reste von ihr sind heute in den Ausgrabungen unter der Dom-Information zu besichtigen.
Unter Bischof Maximin (329 bis 346) wurde die erste Basilika nach Norden und nach Osten zu einer monumentalen Kirchenanlage mit vier Basiliken, einem Baptisterium und zahlreichen Nebengebäuden erweitert. Das Trierer Kirchenzentrum war damit eine der größten Kirchenanlagen des 4. Jahrhunderts. Im Bereich des Doms wurde ab dem Jahr 340 ein weiterer Neubau, der „Quadratbau“ errichtet, dessen Außenmauern noch heute den Kern des Doms bilden
Der mittelalterliche Dom
Durch die Unruhen der Völkerwanderung wurde die antike Kirchenanlage in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zerstört. Den „Quadratbau“ und Teile der Nordkirche ließ Bischof Nicetius (gestorben 561) von „italischen Bauleuten“ wieder herstellen. Eine neue Zerstörung brachten die Normannen im Jahr 882. Nach Anfängen unter Erzbischof Egbert (gestorben 993) gelang erst unter Erzbischof Poppo von Babenberg (gestorben 1047) und seinen Nachfolgern eine Erneuerung der Domkirche einschließlich der Krypten und der Westfassade: ein Meisterwerk salischer Baukunst.
Der spätromanische Chor (Weihe 1196) mit einer Krypta an der Ostwand des „Quadratbaus“ angebaut: danach folgte die Einwölbung des Domes. Im 13. Jahrhundert wurde über den niedergelegten Resten der antiken Südkirche der Neubau der Liebfrauenkirche errichtet; auch der Kreuzgang entstand in dieser Zeit. Unter Erzbischof Balduin (gestorben 1354) wurden beide schlanken Osttürme erhöht, der südliche Westturm jedoch erst um 1515 aufgestockt.
Von der mittelalterlichen Ausstattung des Kirchenraums sind noch bedeutende Teile erhalten: Chorschranken, Grabdenkmäler, Bauplastik. Die Grabdenkmäler weisen darauf hin, dass der Dom seit dem Mittelalter die Grablege der Trierer Bischöfe ist.
Der barocke Dom
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges begann Erzbischof Carl Casper von der Leyen (gestorben 1676) mit der Umgestaltung der Domkirche. Unter seinem Nachfolger, Erzbischof Johann Hugo von Orsbeck (gestorben 1711), entstanden unter anderem der altarähnliche Aufbau im romanischen Ostchor und die außen am Scheitel des Ostchors angefügte Heiltumskammer. Sie ist der Aufbewahrungsort für den Heiligen Rock, die kostbarste Reliquie des Doms. Der Dombrand von 1717 erforderte schließlich auch am Bau selbst umfangreiche Änderungen. Neue Altäre, barocke Grabdenkmäler, ein schmiedeeisernes Chorgitter und eine Schwalbennestorgel vollendeten im Laufe des 18. Jahrhunderts die „Barockisierung“ der Domkirche.
Der heutige Dom: Ein lebendiges Zentrum des Glaubens
Schon im 19. Jahrhundert begann man mit umfangreichen Restaurierungen des Doms, die zunächst zum Ziel hatten, das mittelalterliche Aussehen der Domkirche wieder herzustellen. Die letzte große Domrestaurierung wurde in den Jahren 1960 bis 1974 durchgeführt. Neben einer umfassenden baulichen Sanierung wurde auch das Innere des Doms neu gestaltet. Gemäß der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde der Altarbezirk neu konzipiert. Am 1. Mai 1974 wurde der neue Altar konsekriert und die Domkirche wieder in Dienst genommen.