Es ist Urlaub – und was ist gehört definitiv nicht in den Urlaub? Richtig, das schrille Piepen eines Weckers. Wer Kinder hat, weiß dass normales Ausschlafen nur selten möglich ist. Und dennoch beginnen die Urlaubstage auch mit Kids ruhig und gemütlich. Nicht heute! Dieser respektlose Ton riss mich doch tatsächlich aus dem Schlaf. Ein ungenauer Schlag in Richtung des unliebsamen Quälgeists auf dem Nachttisch half leider nicht. So wagte ich mit einem Auge auf die Uhrzeit zu blinzeln. Fünf vor Sieben – also wieder umdrehen.
Doch es dauerte keine 30 Sekunden, da piepste nicht der Wecker, sondern die quietschende Zimmertür mühte sich auf. Drei freudig strahlende Kinder standen neben dem Bett: „Beeilt euch! Heute fahren wir in den Europa-Park!“ …
Ach ja, da war ja was…
Also Kids fertig gemacht, Rucksack gepackt und ab ins Auto. Die Anreise war sehr entspannt, denn in einer Urlaubsregion, wie dem Schwarzwald, ist um Viertel vor 8 auf den Straßen kaum was los. Und so kamen wir pünktlich zur Parköffnung um Neun Uhr beim Europa-Park in Rust an.
Wertvoller Helfer: Europa-Park App
Nun waren wir also da, im zweitbesucherstärksten Freizeitpark Europas; wir: zwei Erwachsene (Mama und Papa) und drei Kinder (14 Jahre, 5 Jahre und fast 2 Jahre) und noch gefühlt 3.000 andere Menschen, die heute die gleiche Idee hatten, wie wir; und deren Wecker wohl heute auch geklingelt hatte. Zu meinem (wohlgemerkt ersten) Erstaunen, hatte das der Park-Eintritt aber bestens unter Kontrolle. Innerhalb von Fünf Minuten waren wir mit Tickets und einem Papier-Parkplan bestückt. Der große Clou war aber, dass wir auf unsere Handys die Europa-Park App laden konnten. Somit ließ sich unsere Aufenthalt viel besser planen. Wir konnten nicht nur checken, wo wir waren sondern vor allem, wo wir hin wollten. Neben allgemeinen Infos (Alters-/Größenbeschränkungen) finden sich dort nämlich auch die aktuellen Wartezeiten an den Attraktionen. Genial fand ich auch die Möglichkeit, dass wir einen eigenen Chatroom eröffnen konnten und uns die Standortfreigabe beim Zusammenbleiben oder Wiederfinden half.
Willkommen in der digitalen Welt! Dicker Pluspunkt für den Park.
Also marschierten wir los. Fasziniert von den tollen Gebäuden und Anlagen schlängelten wir uns gemütlich durch Deutschland und Italien, ehe wir in der Schweiz ankamen, um den ersten Coaster zu besuchen. Hier gab es dann auch direkt das nächste Erstaunen: Um halb zehn betrug die Wartezeit hier bereits 35 Minuten. Zähneknirschend stellten sich die Jungs/Männer an, während die Mädels (Mama und 2 Jährige) draußen warteten. Die App lehrte uns schnell, dass die beliebten Attraktionen alle samt bereits sehr gut besucht waren. Die Wartezeiten betrugen in der Regel zwischen 25 und 45 Minuten. Dies änderte sich über den gesamten Tag lang nicht und wurde erst gegen 18 Uhr deutlich erträglicher. Besonders zu Beginn des Tages stellte ich mich mit meiner kleinen Tochter auf einen sehr langatmigen Tag ein.
Familienspaß: Baby-Switch-Ticket
Durch Zufall unterhielt ich mich mit einer Park-Servicekraft, die mich auf das Baby-Switch-System aufmerksam machte.
Die Idee ist Klasse: Sind Eltern mit kleinen Kindern oder Babys unterwegs, kann erst das eine Elternteil mit einer Attraktion fahren und anschließend das andere. Dem zweiten Elternteil ist es dann mit dem Ticket erlaubt den Ausgang einer Attraktion hinaufzulaufen. Dort kann es dann ohne Warten zu müssen einsteigen und mitfahren. Das Tolle daran, wenn man mit mehreren Kindern unterwegs ist: Ein Baby-Switch-Ticket berechtigt immer einen Elternteil sowie eine zusätzliche Person einzusteigen. In unserem Falle konnten immer die beiden Großen zuerst fahren und anschließend konnte ich mit meinem kleinen Sohnemann hinterherfahren. Während der Wartezeit der Großen war ich nicht an die Attraktion gebunden und konnte die zahlreichen Kleinkind-Attraktionen nutzen (Karussells, Wasserspielplätze, Floßfahrten usw.). Wenn das keine geniales System ist, weiß ich auch nicht. Dicker Pluspunkt.
Einen Wehrmutstropfen gibt es dann aber aber auch; und hier richte ich meine Worte direkt an den Park:
Das Baby-Switch-System ist leider nicht besonders gut ausgeschildert UND jede Attraktion scheint es anders zu handhaben. An einigen Attraktionen gab es das Ticket direkt am Eingang, was die Handhabe sehr erleichtert. Andere Attraktionen hatten eine Baby-Switch-Area. Wieder Andere mussten erst von meinen Großen befahren werden, ehe sie das Ticket ausgehändigt bekamen. In diesen Fällen musste ich mit meiner kleinen Tochter bis kurz vor den Attrakionsausstieg, um nachzuweisen, dass ich mit Kleinkind berechtigt bin. Hier herrscht Verbesserungsbedarf.
Unser Vorschlag: Gebt Eltern mit Babys und Kleinkindern eine Berechtigungskarte am Eingang mit, so dass das Personal nicht immer das Kind sehen muss, um ein Baby-Switch-Ticket auszustellen. Außerdem zeigt bitte zukünftig klar an, wo man das Ticket an der Attraktion/Coaster bekommt.
Service und Sauberkeit
Wenn gleich das Baby-Switch-System noch etwas holprig ist, waren die Park-Kräfte immer freundlich und haben geholfen so gut es ging. Auch was die Angestellten und Service-Kräfte anbelangt, bin ich sehr positiv angetan. Immer freundlich und zuvorkommend. Selbst bei einem ungehaltenen Gast, der bereits seit Fünf Minuten auf seinen Burger wartete, ließ sich die Bedienung nicht aus der Ruhe bringen und beruhigte den Gast sogar. So stelle ich mir gutes Personal vor.
Da ich nun, im Gegensatz zu den Großen mehr Zeit auf den Wegen verbrachte, hatte ich auch Zeit, mir die Sauberkeit im Europa-Park etwas anzusehen. Um ehrlich zu sein: ich habe so gut wie keinen Müll, Dreck oder überfüllte Mülleimer gesehen. Wie macht ihr das? Da sind tausende von Gästen, alle kaufen und konsumieren, aber es gibt beinahe keinen Müll. Ich gehe davon aus, dass der Park keine Mainzelmännchen hat, somit tippe ich auf ein großartiges und ausgeklügeltes Müll- und Reinigungskonzept. Dicker Pluspunkt, denn wer will schon durch einen schmutzigen Freizeitpark laufen?
Attraktionen und Coaster
Da wir von der ersten Minute der Öffnungszeit, bis zur letzten im Park unterwegs waren, also sage und schreibe 11 Stunden, haben wir auch alle „wichtigen“ Achterbahnen und Fahrten machen können. Mit den Wartezeiten, auf die ich weiter oben bereits eingegangen war, passte das ziemlich genau. Wenn gleich das Verhältnis zwischen Achterbahn fahren und auf Achterbahn fahren warten absolut inkongruent (wie mein Mann zu sagen pflegt) ist – sprich man verbringt die meiste Zeit mit warten, verfliegt der Wartefrust spätestens beim ersten Kribbeln im Bauch. Nämlich dann, wenn der Coaster den Berg runterdonnert. An Achterbahnen ist wirklich für jeden etwas dabei, ob Loopingbahnen, Bergbahnen, Kurvencoaster, Bobbahnen oder völlig verrückte Spacecoaster, der Europa-Park lässt das Herz eines jeden höher schlagen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Wasserbahnen und Raftingfahrten, die bei uns für die nötige Abkühlung sorgten, denn an unserem Besuchstag waren es bis zu 35 Grad in der Sonne. Zählt man dann noch die ganzen anderen Fahrgeschäfte mit, wie Karussells, Interaktivitäten oder Themenfahrten wird einem sicher niemals langweilig. Es gab sogar Fahrgeschäfte, die meine noch nicht ganz 2 Jahre alte Tochter besuchen konnte – und sie hatte jede Menge Spaß dabei!
Natürlich hat die Familie nach dem Tag auch ausgewertet, welches die beste Achterbahn war. Doch wie das immer so ist, sind Geschmäcker verschieden. Unsere Auswahl sieht wie folgt aus:
Papa: blue fire Megacoaster powered by GAZPROM
Mama: Euro-Mir
14-Jähriger: WODAN – Timburcoaster
5-Jähriger: Wasserachterbahn Poseidon
2-Jährige: Flug des Ikarus
Fazit
Nach einem 11-Stunden Europa-Park-Tag kann ich folgendes resümieren. Entgegen meiner Erwartung war der Aufenthalt im Park ein tolles Erlebnis für wirklich alle von uns. Selbst meine kleine Tochter fand es großartig und musste noch nicht mal Eintritt bezahlen. Von meinen Männern habe ich den ganzen Tag nicht so viel gesehen, weil sie permanent beschäftigt waren. Wenn gleich ich kein Achterbahnen-Fan bin, konnte ich mich aufgrund des tollen Baby-Switch-Konzeptes davon überzeugen lassen, dass solche Fahrten sehr spaßig sein können. Das Fazit der Männer war eindeutig: absolut genial und super spaßig. Die Kids wollten dann auch gleich morgen wieder kommen. Blöd nur, dass sie noch nicht selbst Autofahren können und wir den morgigen Tag anders verplant haben.
Wer einen Tag voll Action, Kribbeln im Bauch un Spannung verbringen will, sollte den Europa-Park als Ausflugsziel wählen. Ein sauberer, freundlicher und sehr gut durch-konzeptionierter Park. Plant jedoch bitte ein entsprechendes Budget. Eine Karte für Kinder mit 40,50 Euro und für Jugendliche & Erwachsene ab 12 Jahre für 47,50 Euro kann ein großes Loch in die Urlaubskasse reißen, zumal man sich im Park auch noch mit Essen und Trinken versorgen muss. Wenn die Urlaubskasse das aber hergibt, dann ist der Europa-Park ein lohnenswertes Ziel.