Was haben wir lange darauf gewartet, dass der Regen aufhört, die Nebelschwaden dahinziehen, die Wolkendecken aufbrechen und endlich die Sonne auf uns hernieder scheint. Lang hat es gedauert, doch nun haben wir schon seit einige Wochen bestes Urlaubs- und Badewetter. Die meisten von uns verschlägt es an Seen, Strände und Pools – an Arbeit will keiner so recht denken und vielmehr den Sommer genießen.
Doch viele von uns geben sich nicht damit zufrieden, auf Liegewiesen herumzukugeln oder die Beine ins Wasser zu halten. Herumreisen und etwas sehen, das ist das Motto vieler Ausflugstouristen. Deutschland zählt dabei zu den europäischen Ländern, die kulturell ein riesiges Repertoire zu bieten haben. Besonders das Mittelalter hat überall seine Spuren hinterlassen und fasziniert die Menschen auch heute noch – und das mehr denn je. Während etliche Altstädte, wie die von Bamberg und Limburg zum Verweilen und Shoppen einladen, sind es doch vor allem die einstigen Burgen, die mächtige auf den Hügeln und Bergen thronen und uns als Perlen und Zeugnisse der Könige und Fürsten bekannt sind.
Wir haben uns die fünf schönsten Burgen Deutschlands etwas genauer angesehen und unsere ganz persönliche Meinung dazu gebildet. Begleitet uns in ein Stück deutsche Geschichte!
1. Burg Hohenzollern – „lebendige Geschichte in majestätischer Lage“
Burg Hohenzollern ist sicherlich für die meisten von uns der Inbegriff einer Burg. Im zentralen Baden-Württemberg gelegen thront sie als Höhenburg, oberhalb der Stadt Hechingen, auf dem Gipfel des über 850 Meter hohen Berges Hohenzollern. Ihre Geschichte reicht vermutlich bis ins 11. Jahrhundert zurück. Zwei Mal musste die Burg seit dem zerstört werden, ehe sie die Pracht erlangte, die wir heute kennen und schätzen. Maßgeblich dafür verantwortlich waren zwei Personen. Zum einen König Friedrich Wilhelm IV. sowie der renommierte Berliner Architekt Friedrich August Stüler, welcher der Burg zu ihrem heutigen neugotischen Antlitz verhalf – dies geschah aber erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Heute zählt Burg Hohenzollern zu den am meisten besuchten Burgen Deutschlands und ist mit ihrem markanten Profil schon von weit her zu erkennen. Besondere Bekanntheit erlangte die Burg durch die hier aufbewahrte preußische Königskrone (die Wilhelm II. anfertigen ließ), sowie den prunkvolle Grafensaal (einem Prunkraum, dessen Dekadenz kaum zu überbieten ist), welche im Zuge von Führungen besichtigt werden können. Wer bisweilen nicht ausschließlich kulturelle Höhepunkte erleben möchte, dem bietet das umliegende idyllische Gelände viel Platz und Raum für ein paar ruhige Wanderstunden.
Ihren Namen erlangte Burg Hohenzollern übrigens von dem sehr bedeutenden deutschen Adelsgeschlecht der Hohenzollern selbst.
2. Festung Königstein – Böhmisches Machtsymbol
Während die Sächsische Schweiz ohnehin schon eine Perle unter den touristischen Regionen ist und Platz für unzählige Ausflugsziele bietet, beherbergt sie obendrein noch eine der größte Bergfestungsanlagen in ganz Europa – nämlich Festung Königstein. Direkt neben der Elbe erhebt sich einer der Dutzenden Tafelbergplateaus des Elbsandsteingebirges – und eben hier oben errichtete die böhmische Krone im Laufe des 13. Jahrhunderts die Festung Königstein. Mit ihrer majestätischen Lage und ihrer schieren Größe kann ein jeder Besucher der Elbe, nahe der tschechischen Grenze, den bestens erhaltenen Militärkomplex bewundern. Doch die Ausmaße und die militärische Macht wird einem jeden erst wirklich klar, wenn er dem Gemäuer einen Besuch abstattet. Hoch oben erwartet die Besucher eine barrierefreie Festungsanlage, die neben historischen Museen und pompösen Gebäuden auch den mit 152,5 Metern tiefsten Brunnen Sachsen und zweit-tiefsten Brunnen Europas aufzubieten hat. Wenn hier etwas hineinfällt, ist es definitiv weg; wer Wasser hineinkippt, muss etwa eine viertel Minute warten, ehe es unten ankommt. Da die Festungsanlage wirklich enorm groß ist, bieten sich die gastronomischen Gelegenheiten bestens an, um zu verweilen und das Mittelalter auf sich wirken zu lassen. ganz besonders empfehlenswert sind die Wagenrad großen Kuchen, welche in der Burgbäckerei nach Tradition gebacken werden.
Unvergessen wir eine Wanderung am Wehrgang der Festung sein. Es bietet sich ein fantastisches Panorama der Elbe und der Sächsischen Schweiz sowie der am Fuße liegenden idyllischen Stadt Königstein.
3. Wartburg – „wart Berg, du sollst eine Burg tragen“
Sicher ist den meisten die Wartburg ein Begriff. Maßgeblich erlangte die thüringische Höhenburg durch den Aufenthalt des Reformators Martin Luthers Bekanntheit – doch reicht die Geschichte weit über die Ereignisse Martin Luthers zurück. So wurde die Anlage im Laufe des 11. Jahrhunderts errichtet, erlangte sie ihr heutiges Erscheinungsbild allerdings erst vom Großherzog Carl Alexander von Sachen-Weimar-Eisenach während des laufenden 19. Jahrhunderts. Heute stellt sich der Besuch der Wartburg schon am Fuße des Berges, nahe Eisenach als sehr empfehlenswert dar. Man sollte schon den Aufstieg zu Fuß wagen – auch für die Kinder wird der sicher nicht langweilig. So können sie gegen einen kleinen Obolus auf dem Rücken von Eseln, beinahe bis zum Burgtor, reiten. Oben angekommen bietet sich ein toller Blick über den Thüringer Wald. Wenn man aber erst einmal die Burgtore durchschritten hat, so stellt sich schnell der Eindruck ein, als sei die Zeit vor vielen hundert Jahren stehen geblieben. Altes Fachwerk, krumme Kopfsteinpflasterwege und altes Gemäuer runden den Besuch ab.
Wer noch mehr über die Wartburg und ihre Geschichte erfahren möchte, der schließt sich einer der zahlreichen Führungen an und besichtigt unter anderem das Zimmer Martin Luthers, in dem ein Tintenfleck an der Wand prangt. Dieser soll entstanden sein, als der Teufel ihn besuchte. Dabei schmiss der Reformator das Tintenglas nach ihm. Es zerschellt an der Wand und übrig blieb jener Fleck.
Auch für die Wanderslust hat der Umkreis der Wartburg einiges zu bieten. Neben unzähligen Wanderwegen empfiehlt sich ein Gang in die urige Drachenschlucht. Und wer weiß, vielleicht findet der ein oder andere ja das, was die Sage der Schlucht verspricht …
4. Burg Weißenstein – weiße Perle in dunklen Wäldern
Eine der wohl bekanntesten und vor allem markantesten Burgen im Bayerischen Wald ist zweifelsohne die Burg Weißenstein. Zwar ist die einstige, von dem bedeutendsten und mächtigsten Grafengeschlechter des Hochmittelalters, den Grafen von Bogen, errichtete wurden, erinnert heute nur noch eine Ruine an die einstige Macht. Die Geschichte der Burg reicht bis ins tiefe Mittelalter zurück und erzählt von Zerstörung und Tod. Errichten ließen die Grafen von Bogen das Gemäuer auf dem so genannten Pfahl – einer ca. 150 Kilometer währenden Quarzgang, die sich an manchen Stellen über Dutzende Meter in den Himmel erhebt. An der höchsten Stelle dieser Ablagerung, genau da findet sich auch heute noch die Burg. Dort oben wirkt sie beinahe unbezwingbar.
Wer Burg Weißenstein heute besucht, der wird ein altes Gespenstisches Gemäuer vorfinden. Viel Platz fanden die damaligen Bauherren kaum und so ist jeder Meter auf der Burg bestens verplant wurden. Wer den Burgfried bezwingt, der wird mit einem grandiosen Blick auf den umliegenden Bayerischen Wald belohnt. Auch dem geneigten Wanderer bietet Burg Weißenstein, deren Name sich im Übrigen vom Pfahl ableitet, da das Quarz bisweilen weiß und gelblich schimmert, einen umfassenden Rundgang um den Pfahl und die Ruine. Allerdings ist dieser, ebenso wie die Burg keinesfalls barrierefrei. Besucher sollten sich genügend Puste, festes Schuhwerk und zweckmäßige Bekleidung mitnehmen, um Burg Weißenstein und das Umland zu bezwingen.
5. Burg Scharzfels – die Uneinnehmbare
Auch von Burg Scharzfels zeugt nur noch eine Ruine, aber eine die es geschichtlich, wie auch optisch in sich hat. Die Geschichte der Burg beginnt im frühen 10. Jahrhundert. Im Auftrag des Erzstiftes Magdeburg lässt man eine Befestigungsanlage im Harz errichten, deren Widersacher sich buchstäblich die Zähne ausbeißen sollten. Hoch oben auf einem seichten Berg, schlug man die Burg direkt aus dem Dolomitfelsen und errichtete eine Felsenburg, deren Mauern Hangseitig aus dem Gestein des Felsens selbst bestanden. Auch die Burgaufbauten, Wohngemächer und Waffenkammern wurden teilweise in den Berg gebaut. Somit baute man nicht allein eine Burg, sondern den Ruf der Burg gleich mit, denn sie galt ihrer Zeit als unbezwing- und uneinnehmbar. Im Laufe des 12. Jahrhunderts erwarb der Kaiser des römisch-deutschen Reiches, Lothar von Süpplingenburg, die Burg und machte sie zu einer Reichsfeste. Sie sollte zukünftig ihrem Ruf gerecht werden. Ganz gleich ob Dreißigjähriger Krieg oder Bauernaufstände, es gelang keiner Fremden Macht, die Burg zu nehmen oder sie zu schleifen. Und dennoch ist es heute eine Ruine …
Es begab sich im 18. Jahrhundert, während des Siebenjährigen Krieges, dass französische Truppen mit einer Mannstärke von 6.000 gegen Scharzfels zogen. Der Geschichte nach war die Burg gerade einmal mit drei Dutzend Kanonieren, neun Dutzend Infanteristen und 20 Dutzend Invaliden und Verletzten besetzt, als die Franzosen enen STurmangriff wagten. Vergeblich – unter großen Verlusten, sollten sich die Franzosen wieder zurückziehen. Erst ein Verräter zeigte dem französischen Heer einen Weg zum Liethberg, von wo aus sie bequem die Burg unter Beschuss nehmen konnten, bis diese kapitulieren musste. Später sprengten die Franzosen bei der Abreise das Gemäuer.
Heute stellt sich Ruine Scharzfels als ein gespenstisches und überraschendes Gebäude dar. Im Burghof findet sich eine Gaststätte, in der man sich stärken kann – ist der Aufstieg zur Burg doch recht anstregend. Gutes Schuhwerk ist mehr als empfehlenswert, denn die Burg muss erwandert werden. Irgendwann, wenn man schon gefühlte 500 Höhenmeter hinter sich gebracht hat, taucht schemenhaft die monströse Felsenwand der Burg inmitten des Waldes auf. Die Burgruine selbst kann komplett begangen werden und bietet auch heute noch tiefe Einblicke in eine wahrhaft und echte Felsenburg.
Deutschland hat eben mehr zu bieten, als manch Einer denkt. Wenn gleich es bedeutet, Geschichte sei Vergangenheit, so bieten doch einige Zeugnisse des Mittelalters die Möglichkeit, in jene Vergangenheit einzutauchen. Burgen sind grundsätzlich Symbol von Macht und Auseinandersetzungen, Krieg und häufig auch von Leid. Doch die Ruinen und Überbleibsel zeigen auch eindrucksvoll, dass das Mittelalter weit mehr als das war. Das Menschen in dieser Zeit ebenso lebten, arbeiteten, sich entwickelten, Ideen umsetzten und Probleme lösten, aber auch Spaß hatten und das Leben zu genießen wussten – allerdings etwas fundamentaler als wir heute. Vielleicht ist genau das aber auch einer der Gründe, warum uns Menschen diese Zeit noch immer so fasziniert…