Der Rhein, die Mosel und die Lahn – die drei größten und interessantesten Fließgewässer in Mittel-Westdeutschland – ziehen jedes Jahr tausende Touristen in die Regionen des Westerwald und Taunus. Die Flüsse prägen die Region maßgeblich und formten Landschaften, die idyllischer kaum sein könnten: romantische Weinberge, märchenhafte Wälder und kulturelle Perlen finden sich hier wie Sand am Meer. Und wer sich dazu entschlossen hat, in diesen wundervollen Regionen Deutschlands Urlaub zu machen, der sollte in jedem Falle einen Ausflug in die Geschichte machen.
Winziger Geschichtlicher Abriss
Vor etwa 2000 Jahren war die Region um den Rhein geprägt von einer mediterranen Kultur aus dem Süden, deren Reich sich über beinahe ganz Europa erstreckte: den Römern. Die hatten allerdings alles andere zutun, als die Rhein-Mosel-Lahn Region als Urlaubsziel anzusteuern, viel mehr nutzen Sie diese natürlichen Barrieren strategisch und taktisch für ihren mächtigen Militärapparat. Damals lebten nämlich keltische Stämme im heutigen Deutschland und die waren alles andere als erfreut darüber, dass der Mann vom Mittelmeer hier Ländereien beanspruchte.
Auch die natürliche Umgebung folgte gänzlich anderen Regeln, als das heute der Fall ist. Riesige Wälder und moderige Sümpfe gehörten nicht zu den Lieblingsorten der damaligen Römer. Die Kelten hingegen, kannten sich hier bestens aus. So beschloss der Römer, nicht weiter nach Norden vorzudringen und errichtete stattdessen eine riesige Grenze, quer durch Mitteleuropa, unter anderem an der Mosel, dem Rhein und der Lahn. Tausende von Soldaten, hunderte von Wachtürmen und unzählige Kasernen ließen die heutigen Überwachungsarien der Vereinigten Staaten von Amerika, wie ein Insekt dagegen wirken. Irgendwann und viele historische Ereignisse später führten dazu, dass die Römer sich zurückzogen und die Bauwerke dem Verfall überließen.
Man mag meinen, dass die Gebäude nun verloren seien, schließlich ist das ganze schon 2000 Jahre her. Doch weit gefehlt! Pfiffige Archäologen des 20. und 21. Jahrhunderts begannen die Überreste der Limesanlagen wieder auszugraben und zu verstehen, wie unsere Vergangenheit aussah. So viel dazu!
Kastell Pohl, ein Ausflug ins Römische Reich
Der geneigte Leser wird sich jetzt fragen, was das Ganze mit Urlaub zutun hat – das ist ganz einfach. Neben dem für einen Urlaub typischen Sonnenbad, dem chilligen Radler oder der teuren Shopping-Tour, da tut es uns auch mal ganz gut, etwas Kulturelles dazuzulernen. Inzwischen wurden unzählige ehemalige Militäranlagen der alten Römer in der Region, um den Rhein, ausgegraben und etliche werden mit Sicherheit noch folgen. Heute ist von den meisten Gebäuden nicht mehr übrig, als die Grundmauern – das mag zugegebener Maßen nicht ganz interessant sein. ABER genau diesen Langweil-Aspekt zu begraben haben sich einige Archäologen und Interessierte zum Ziel gemacht. Und so entstand die Rekonstruktion des ehemaligen Limes-Kastells Pohl.
Interessanter Weise wurde das Kleinkastell Pohl, das zur Zeit des Römischen Reiches eine Zollstation an einer wichtigen Handelsroute war, nach den neusten Erkenntnissen und dem neusten Stand der Forschung in seiner Gesamtheit wieder aufgebaut. Dieses Ausflugsziel bringt euch direkt in die Zeit der Legionen und Centurionen!
Mit dem Auto ist das Kleinkastell Pohl ganz einfach zu erreichen. Außerdem ist es von der B260, jener Landstraße, die durch die Ortschaft Pohl führt und bereits vor mehr als 2000 Jahren eine wichtige Nord-Süd-Handelsroute war, bestens zu erkennen. Schon bei der Ankunft stellt sich ein gewisser „Genial-Effekt“ ein – sieht man so ein ehemaliges und vor allem uraltes Militärlager schließlich nicht alle Tage. Neben dem grandiosen quadratischen Lager wurde zudem ein echter römischer Verteidigungsturm mit errichtet und zeigt die Dimensionen der damaligen Grenzverteidigung.
Nun kommt man in das Kastell hinein, zahlt den Eintrittszoll (der alles andere als teuer ist), schaut sich ein wenig um, und denkt sich so: „Okay, jetzt hab ich alles gesehen – das war ja nicht schlecht. Weiter geht’s, in die nächste Weinverkostung!“ Doch halt! Hier liegt, wie so oft der Teufel – oder besser das Interessante – im Detail. Es ist somit mehr als empfehlenswert eine, im Eintrittspreis enthaltene Führung zu begleiten. Neben Informationen darüber, in welch beengten Räumen ganze Acht Legionäre hausten, was ihr Hab und Gut war, erfährt man im Kleinkastell Pohl wahnsinnig interessante Dinge über Waffen, Rüstungen und deren Herstellung zur damaligen Zeit. Die Führungen sind so ausgelegt, dass auch den Kleinsten von uns nicht langweilig wird. So schaut man sich echte Kettenhemden an, versucht einen Bogen zu spannen oder Feuer zu machen.
Wem das noch nicht genügt, der hat die Möglichkeit, diverse römische Brett- und Wurfspiele selbst ausprobieren. Das Kastell Pohl mag nicht riesig sein, aber wer ein klein wenig Interesse an Militär, Römern oder Strategie hat, kommt hier voll auf seine Kosten. Weiterhin findet sich eine kleinere Gastwirtschaft innerhalb der Kastellmauern. Hier kann man sich stärken, aber auch das ein oder andere typische Soldatenmahl der alten Römer zu sich nehmen. Das Kastell Pohl ist weitgehend uneingeschränkt zu empfehlen. Einzige Anmerkung: Zu klein sollten die Kids nicht sein, die das Kastell besuchen. Kinder unter fünf Jahren dürften wenig Interesse an der römischen Kriegskultur entwickeln.
Wer also mal einen etwas anderen Ausflug machen möchte – etwas für die Geschichte der Region lernen will, dem sein wärmstens ans Herz gelegt, das Kastell Pohl zu besuchen.
Salve Caesar!