Seit Monaten nun wertet die europäische Gemeinschaftswährung kräftig ab. Mario Draghi, Präsident der EZB, hat die Geldschleusen geöffnet, in der Ukraine zündelt ein gefährlicher Konflikt und die Wirtschaft in Südeuropa kommt einfach nicht auf die Beine – wer hat da schon großes Vertrauen in den Euro? Natürlich sind Abwertungen normal, doch gerade im Urlaub machen sie sich schnell und schmerzhaft in der Reisekasse bemerkbar. Deshalb fragen sich dieser Tage viele Deutsche, ob sich das Reisen gerade auch in ferne Regionen wie beispielsweise nach Asien überhaupt noch lohnt und mit welchen zusätzlichen Belastungen durch den schwachen Euro zu erwarten ist.
Reisen lohnt sich immer!
Selbstverständlich ist und bleibt Asien in seinen abwechslungsreichen Regionen, Ländern und Kulturen immer ein ganz besonders interessantes Reiseziel.
Doch leider finden sich auch viele Staaten, die eigentlich vom Tourismus profitieren möchten, deren Währungen jedoch an den zum Euro derzeit besonders stark aufwertenden Dollar gekoppelt sind. Ein gutes Beispiel dafür ist das eigentlich bitterarme Kambodscha, dessen Landeswährung Riel zweistellige Zuwachsraten gegenüber dem Euro vorweisen kann!
Klar, das Land bietet mit den Tempelanlagen von Angkor, Traumstränden im Süden und überhaupt der abwechslungsreichen Geschichte jede Menge interessante Urlaubserfahrungen und ein Trip hierher lohnt sich immer. Reisen steht also nicht grundsätzlich in Frage, doch müssen wir Europäer eben dafür auch in den armen Regionen Asiens tiefer in die Tasche greifen.
Die reicheren Staaten Asiens
Wer eine Reise nach Asien plant und dabei den Osten des Kontinents im Blick hat, der findet nur wenige Länder, die im Vergleich zum Vorjahr gegenüber dem Euro abgewertet haben. Japan könnte man beinahe nennen, denn dort schwächt die Notenbank schon seit Jahrzehnten den Yen, mit wenig Erfolg allerdings, und die jüngste Eurokrise hat die Inselwährung dann wieder steigen lassen. Aber immerhin sind es „nur“ 5,5 Prozent mehr, die Europäer im Land der Aufgehenden Sonne aufwenden müssen. Allerdings sind die Hotelpreise dieser Tage um etwa 4 Prozent niedriger, was in Japan durchaus schon einiges wert ist.
Eine solche verhältnismäßig moderate Preissteigerung findet sich auf dem Festland kaum. Südkorea als reiche Industrienation weist 16 Prozent, China als Schwellenland immerhin 15,6 höhere Kosten aus. Das ist ordentlich und wer in Hongkong oder Shanghai einkaufen geht, muss zusätzlich zur ohnehin recht hohen Inflation in China auch noch Währungsturbulenzen beim Euro ausgleichen und deshalb inzwischen mit rund 30 Prozent höheren Ausgaben rechnen. Städte wie Seoul in Korea und Singapur im Süden des Kontinents sind schon per se teuer, verlangen aber im Schnitt nun 10 Prozent mehr von europäischen Reisenden als noch vor einem Jahr.
Entwicklungsländer und touristische Hotspots
Nun könnte man meinen, dass zwar aufstrebende, aber deshalb auch von einer schwachen Währung abhängige Staaten dem Euro gegenüber großzügig aufgestellt sind. Doch wie bereits das Beispiel Kambodscha zeigt, sind auch die ärmeren und sehr armen Länder in Ostasien heute preisintensiver als jemals zuvor. Vietnam, das Touristen mit seiner spannenden Kultur und den unvergleichlichen Naturschönheiten lockt, schlägt mit 17,5 Prozent mehr zu Buche, Indonesien und damit auch die berühmte Insel Bali kosten rund 20 Prozent mehr und wer schon immer gern nach Thailand gefahren ist, der muss in diesem Jahr bis zu 19 Prozent mehr berappen. Ziele wie Phuket, Ko Phi Phi oder Koh Samui sind für Europäer enorm teuer und das trotz eigentlich schwacher Wirtschaft und niedrigen Lebenshaltungskosten in diesen Ländern. Das ist natürlich auch eine Gefahr für die Entwicklung selbst, sodass sich die nationalen Notenbanken bereits positionieren und eine Schwächung der Währung fest im Blick haben.
Down Under
Nun könnte man ja von Asien bequem nach Australien und Neuseeland weiterreisen. Diese Staaten fördern viele Rohstoffe und haben an starken Währungen eigentlich kein übermäßig großes Interesse, so dass die Notenbanken gelegentlich eingreifen. Dank der nach wie vor boomenden Wirtschaft sind beide Länder im internationalen Vergleich bereits überdurchschnittlich teuer, doch Reisende aus der Eurozone werden noch einmal deutlich mehr zur Kasse gebeten als beispielsweise Briten oder Amerikaner: Der Aussie Dollar hat im vergangenen Jahr gegenüber dem Euro ganze 11,3 Prozent gutgemacht, und der neuseeländische Dollar immerhin 8,5 Prozent.
Nun ist es natürlich wenig sinnvoll, seine Urlaubsplanung ausschließlich nach dem Stand des Euros auszurichten, denn auch mit 30 Prozent höheren Preisen ist selbst ein Aufenthalt im Luxushotel in China immer noch günstiger als ein Backpackertrip nach Japan zur Kirschblütenzeit. Wer jedoch die langfristigen Trends auf den internationalen Währungsmärkten im Auge behält, dem sollten böse Überraschungen beim Erhalt der Kreditkartenrechnung erspart bleiben.